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Netz für Kinder-Pressekonferenz zur aktuellen Situation

19. Juni 2020 Bregenz
PK.Netz.f.Kinder20.06.19-008

Bei einer Pressekonferenz berichtete das Netz für Kinder über die aktuelle Situation der Kinder in Vorarlberg und präsentierte das neue Projekte "talENTE.schmiede". Es war ein interessanter und wichtiger Termin, sämtliche Medien des Landes waren anwesend und berichten in ihren aktuellen Ausgaben.

Anbei die Presseaussendung.

Ein großes Dankeschön an Martin Dechant und sein ikp-Team für die hervorragende Organisation und Begleitung. Dankeschön an Dietmar Mathis für die aussagekräftigen Bilder.

 

Schwerwiegende Folgen der Coronakrise für Kinder
Netz für Kinder schildert aktuelle Situation gefährdeter Kinder und stellt neues Projekt vor
Bregenz/Dornbirn. Mit Herbst 2020 startet der Verein Netz für Kinder das Projekt „talENTE.schmiede“, das sich als Gruppenangebot an Eltern richtet, um ihnen Unterstützung in ihrem herausfordernden Erziehungsalltag zu bieten. Mit einer Reihe aktueller Beispiele und alarmierender Zahlen macht der Verein auf die schwerwiegenden Auswirkungen der Coronakrise auf Kinder aufmerksam. Benachteiligte Kinder und Jugendliche sind laut ersten Zahlen und vorausschauenden Schätzungen besonders von den Folgen des Lockdowns betroffen.


Im Rahmen einer Pressekonferenz stellte das Netz für Kinder am Freitag, den 19. Juni in Bregenz, das im Herbst startende Projekt „talENTE.schmiede“ vor, ein Gruppenangebot, das sich an Eltern wendet, um sie in ihrem herausfordernden Erziehungsalltag mit Kindern und Jugendlichen zu begleiten und zu unterstützen. Gleichzeitig informierte der Verein darüber, welche folgeschweren Auswirkungen die Coronakrise für Kinder benachteiligter Familien mit sich bringt. 

Fokus des neuen Projekts „talENTE.schmiede“ liegt auf Elterncoaching 
Ab September 2020 plant der Verein Netz für Kinder das Projekt „talENTE.schmiede“ als Gruppenangebot für Eltern durchzuführen. „Wir möchten Eltern stärken und mit ihnen einen Weg finden, wie auch unter herausfordernden Lebensumständen ihre Erziehung gelingen kann“, erläutert Dr. Hubert Löffler, Obmann des Vereins Netz für Kinder, das neue Projekt. In den bisherigen Projekten unterstützte das Netz für Kinder entweder direkt die betroffenen Kinder einzeln oder in Gruppen – wie bei „Ehrenamtliches Netz für Kinder“ und „Sozialpädagogische Kindergruppen“ – oder der Verein ging zu den Familien, um dort ihren beschwerlichen Alltag besser meistern zu helfen („talENTE.mobil“). In der neuen „talENTE.schmiede“ wird nun speziell den Eltern geholfen. „Es wird mit ihnen in Gruppen erarbeitet, wie sie ihre Kinder trotz der kritischen Lebensumstände ohne Gewaltanwendung erziehen und fördern können. Die ersten beiden Elterncoachings sollen im Herbst 2020 in Hohenems und in Bludenz starten. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass in acht Gruppentreffen mit erfahrenen Expert/innen große Veränderungen erzielt werden können. In kleinen Schritten gelingt es den Eltern, eine neue Form von Autorität gegenüber ihren Kindern aufzubauen: Autorität ohne Gewalt, aber mit Aufmerksamkeit und nachdrücklichem `Dran Bleiben´! Die Jugendämter und Sozialeinrichtungen in Vorarlberg kennen – insbesondere auf Grund der neuen Belastungen – genügend Eltern, die diese Unterstützung benötigen und auch suchen.“ 

Alarmierende Zahlen: die Folgen der Coronakrise für Kinder
Anhand von gesammelten Zahlen und anonymisierten Beispielen beschreibt der Verein die schwerwiegenden Folgen, die die Coronakrise für Kinder generell und für armutsgefährdete Kinder im Speziellen mit sich bringt und betont die Aufgabe der Politik, diese Situation nicht aus den Augen zu verlieren. „Wir erkennen seit der Krise einen deutlichen Anstieg an Betreuungsbedarf, der aller Voraussicht nach in den kommenden Monaten noch stärker zunehmen wird. Auch bei den bereits betreuten Familien gilt es aktuell wesentlich erhöhte Anforderungen zu meistern. Kurzarbeit, Rekordarbeitslosigkeit und die neue Sozialhilfe ergeben die denkbar schlechtesten Voraussetzungen, um einem weiteren Wachstum von Kinderarmut in Vorarlberg entgegen zu wirken“, verdeutlicht Löffler und ergänzt: „Das Land Vorarlberg sollte in diesen Zeiten dem sich verschriebenen Motto `chancenreichster Lebensraum für Kinder´ gerecht werden und zum Wohle der gefährdeten Kinder unbedingt entsprechende Maßnahmen setzen. Natürlich muss das Land in die Wirtschaft investieren, um die Unternehmen gesund zu halten und Massenarbeitslosigkeit zu verhindern. Aber als Folge dieser Investitionen nun beispielsweise die Leistungen für Kinder- und Jugendhilfe zu reduzieren, wäre wie ein Versuch, Löschwasser einzusparen, weil die bedrohlichen Flammen stärker geworden sind. Um bei jungen Menschen einen freien Fall nach ganz unten zu verhindern, müssen gerade Leistungen wie die Kinder- und Jugendhilfe oder die Mindestsicherung in Zukunft erhöht und schon gar nicht gekürzt werden.“

Unterstützung im Alltag für benachteiligte Familien
Beispiele aus dem Alltag der betreuten Familien beschreibt Conny Amann, zuständig für Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit beim Netz für Kinder: „Homeschooling in beengten Wohnverhältnissen oder für Alleinerziehende mit mehreren Kindern ist kaum zu bewerkstelligen. Auch der Kinderschutz war in diesen vergangenen Wochen und Monaten nur schwer sicherzustellen.“ Dass sich die Situation auch in nächster Zeit kaum entspannen wird, ergeben erste Rückmeldungen der betreuenden Einrichtungen. „Eltern haben aufgrund von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit weniger finanzielle Mittel zur Verfügung sowie weniger Urlaub, da dieser bereits zur Betreuung verwendet werden musste – viele Sommerbetreuungen sind gestrichen oder noch in der Schwebe. Das bedeutet, Entlastungsmöglichkeiten fallen weg und dies bei gleichzeitiger Zunahme an Existenzstress. Weniger Energie, Kraft und Nerven bleiben für die Kindererziehung – Gewalt gegenüber Kindern und miterlebte Gewalt steigen an“, beschreibt Amann die Details. „Wie sich der Lockdown auf die psychische und physische Gesundheit der Kinder und Eltern auswirkt, zeigt sich jetzt schon, wird aber in den kommenden Monaten noch verstärkt sichtbar werden“, so Amann. 

Der Verein Netz für Kinder und Armutsgefährdung in Vorarlberg 
Vor 24 Jahren gründeten Dr. Hubert Löffler und Franz Abbrederis den Verein Netz für Kinder. „Damals zeichnete sich bereits ab, dass die Ausgaben der öffentlichen Hand nicht ausreichen, um den Bedarf an Hilfe für armutsgefährdete Kindern und Familien in Vorarlberg abzudecken – und wir haben uns entschlossen, das Netz für Kinder als zusätzliche, rein Spenden-finanzierte Anlaufstelle ins Leben zu rufen“, schildert Hubert Löffler. Der Verein besteht aus einem Vorstand von fünf Personen und einem Förderkreis von 15 Personen als Entscheidungsorgane. Daneben sind aktuell vier Botschafter/innen sowie rund 100 Personen im Freundeskreis des Vereins vertreten. Das Netz für Kinder finanziert sich ausschließlich aus Spenden und erhält keine öffentlichen Förderungen. „Um die von uns initiierten und organisierten Projekte zu finanzieren und erhalten zu können, benötigen wir ein jährliches Spendenvolumen von mindestens 300.000 Euro“, erklärt Geschäftsführerin Christine Wiesenegger. „2020 haben wir unsere Projekte `Sozialpädagogische Kindergruppen´ mit 90.000 Euro finanziert, `talENTE.mobil´ mit 155.000 Euro, das `Ehrenamtliche Netz für Kinder´ mit 15.000 Euro und 27.000 Euro fließen nun in die Umsetzung des neuen Projekts `talENTE.schmiede´“, erläutert Wiesenegger. Aktuell betreut das Netz für Kinder mit seinen Projekten 120 Familien mit ihren Kindern. „Laut der vom Sozialbereich erhobenen Zahlen läge der Bedarf aber noch deutlich höher“, ergänzt die Geschäftsführerin des Vereins. 

Prekäre Bedingungen in Zahlen
Laut Statistik Austria liegt die Armutsgefährdungsquote in Österreich bei 13,3 Prozent – das sind rund 1.161.000 Menschen. Über 300.000 davon sind unter 18 Jahre alt. In Vorarlberg sind 17,5 Prozent armutsgefährdet – das sind rund 68.000 Menschen. „Armut und existentielle Bedrohungen von Familien stehen in engstem Zusammenhang mit Kindern, die bei den Jugendämtern als gefährdet erscheinen“, betont Christine Wiesenegger, „aufgrund der aktuellen Situation hinken wir den letztjährigen Spendeneinnahmen bereits hinterher – im Vergleichszeitraum bis Juli sind es knapp 30 Prozent weniger Spenden. Unser Appell lautet daher, uns weiterhin zu unterstützen, da jeder Beitrag einem Kind weiterhilft.“

 
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